Die Rosenzüchter von Maria Laach by Hubert vom Venn

Die Rosenzüchter von Maria Laach by Hubert vom Venn

Autor:Hubert vom Venn [Venn, Hubert vom]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Rhein-Mosel-Verlag
veröffentlicht: 2015-05-13T16:00:00+00:00


Vierter Tag – Samstag, 13. April

4.15 Uhr

Vier Leffe waren zwei zu viel gewesen!

Vier Trappistenmönche trugen Biergläser mit dem Aufdruck »Royale« in den Händen und sangen »Sancta et immaculata virginitas«. Dabei schritten sie langsam durch einen dunklen Klostergang. Einer, dessen Gesicht nur eine weiße Masse war, trug eine winzige Lampe, in der eine Kerze flackerte. Vor einem Thron, der stark an den im Aachener Dom erinnerte, knieten die Ordensleute nieder.

Auf dem Marmorsessel saß Einstein mit einem Reichsapfel in der Hand und bewegte den Mund, worauf neben dem Kopf eine Sprechblase erschien: »E = mc²«.

Die Mönche wiederholten die Formel, was bei ihnen aber wie »Äh, Mäck, Hochzwei« klang. Dann schauten alle zum Himmel, wo donnernd die Stimme von Polizeidirektor Keppler erschallte:

»Keine Zusammenarbeit mit diesem Nüsselschwein!«

Dann zog ein heftiger Wind durch den Klostergang und löschte die Lampe aus.

Nun war aus dem Dunkel die Stimme eines Mönchs zu hören:

»Sancta et immaculata virginitas, quibus te laudibus efferam nescio!«

Nach einer Pause stimmten die anderen Mönche ein:

»Tea luminaria sunt semper ad portam IKEA.«

Bei dem letzten Wort fuhr Gottfried Zimmermann erschrocken hoch. Schlaftrunken murmelte Helga:

»Schlaf weiter, du hattest einen bösen Traum.«

»Von IKEA!«, murmelte der Kommissar nur und war wenig später wieder eingeschlafen.

***

5.10 Uhr

Auch Nusselein träumte schlecht.

Er lag während des Woodstockfestivals auf einer Luftmatratze neben einem Kasten Stubbis. Auf der Bühne sang Richie Havens:

»Sometimes I feel like a motherless child

A long way from my home

Freedom

Freedom

Freedom

Freedom

Freedom.«

Charly stand im Traume auf, ballte die Fäuste zum Himmel und sang mit:

»Free Dom, free Dom,

mer losse d‘r free Dom en Kölle,

denn do jehöt hä hin.

Wat soll dä dann woanders,

dat hät doch keine Senn.«

Tausende Menschen starrten ihn an und Nusselein stürzte auf die Luftmatratze zurück. Nun beugte sich Gaby Armbruster über ihn, die völlig nackt war, allerdings eingewickelt in der legendären, verdreckten Woodstock-Decke, deren Bild zu Urzeiten um die Welt gegangen war. Sie schaute Nusselein lüstern an und sagte nur:

»Charly ich bin eine Blondine. Eine Blondine, für die ein Bischof ein Loch ins Kirchenfenster getreten hätte.«

Nusselein hob beschwörend die Hände: »Das ist von Philip Marlowe, das kenn ich.«

Doch Gaby ließ nicht locker: »Ich will dich jetzt, jetzt!«

Nusselein schlug die Hände vors Gesicht und spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Als er die Hände wegnahm, erkannte er Elli Breuer, die den Kopf schüttelte:

»Nusselein, du Vollpfosten. So eine Chance bekommst du nie wieder.« Einstein schaute ihr dabei über die Schulter und sagte nur:

»Nie wieder – das ist relativ!«

Auf der Bühne sangen »Ten Years After«: »I‘m Going Home!«

Nusselein spürte plötzlich, wie eine wohltuende Wärme seinen Brustkorb erfüllte.

Er wurde wach und merkte, dass Incitatus auf seinen Brustkorb gepinkelt hatte.

Mit dem Wort »Rache« in den funkelnden Augen sprang der Kater aus dem Bett und verschwand durch die Katzenklappe in die dunkle Nacht von Ruitzhof.

***

8.15 Uhr

Nusselein tastete nach seinem Handy, das sich mit der »Internationale« meldete.

Nachdem er zur nächtlichen Stunde sein Bett abgezogen und in seiner winzigen Brause geduscht hatte, war er noch einmal in sein frisch bezogenes Bett gehüpft.

Incitatus hatte sich nicht mehr blicken lassen – teils aus Furcht, teils wegen der frischen Bettwäsche. Diese roch, wenn sie einmal im Jahr gewechselt wurde, einfach nur katzenfeindlich.



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